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60 Jahre Ende Zweiter Weltkrieg

Zeitenwende 1

"Feuerwehr ans Lagertor!" - Die Feuerwehren von Buchenwald

Häftlingsfeuerwehr Buchenwald

Das einzige in der Gedenkstätte Buchenwald erhaltene Foto aus dem "Arbeitskommando Lagerfeuerwehr" lässt nichts vom alltäglichen Schrecken des Lebens in einem nationalsozialistischen Konzentrationslager (K.L.) erahnen. Stellvertretend für die Geschichte des Brandschutzes in den K.L. hat Hartmut Stöpel von der LandesAG Feuerwehrhistorik Thüringen die Lagerfeuerwehr des K.L. Buchenwald erforscht.

Am 16.07.1937 kommen zur Errichtung des K.L. die ersten Häftlinge auf den Ettersberg. Bei ersten kleineren Bränden wird die Weimarer Feuerwehr alarmiert. Der Anfahrtsweg von über 10 km lässt die Feuerwehr nicht vor 10 Minuten am K.L. erscheinen. Mit Einquartierung von Wachmannschaften samt Familien fürchtet die SS, dass die Hilfe der Weimarer Feuerwehr für sie im Brandfall zu spät kommt.

Die SS-Feuerwehr

Das Lagergelände umfasst 40 Hektar: Innerhalb des bewachten und umzäunten Gebietes leben die Häftlinge und außerhalb stehen die Kasernen der SS. Im äußeren Bereich befinden sich auch die Arbeitsstellen der Häftlinge, so z. B. der berüchtigte Steinbruch. Aus dem Kommandanturstab der SS-Unterführer wird eine eigene Feuerwehr aufgebaut.

Die Häftlingsfeuerwehr

Im Laufe des Krieges werden zunehmend SS-Unterführer an die Front abgezogen, was zu einer zahlenmäßigen Unterbesetzung auch der SS-Feuerwehr führt. Im Frühjahr 1942 bekommt Häftling-Nr. 1353 (Adolf Mesenholl) den Befehl, "Häftlinge vorzuschlagen, die den Feuerschutz des Häftlingslagers übernehmen sollten". Es wird eine Gruppe aus verschiedenen Arbeitskommandos zusammengestellt, die "nicht kriminell, ohne Lagerstrafen, nicht asozial, nicht jüdisch" sein durften. Nur die sogenannten "Politischen" entsprechen diesen Kriterien.

Kommt es nun zu Einsätzen im Lager, so erschallt durch die Lautsprecheranlage: "Feuerwehr ans Lagertor!" Hier treffen nun zwei Feuerwehrfahrzeuge ein. Diese werden von SS-Kraftfahrern gefahren. Im Mai 1943 erlangt die Häftlingsfeuerwehr sogar den Status eines eigenständigen "Arbeitskommandos Feuerwehr". Ein Jahr später gibt es keine SS-Fahrer mehr; von da an liegt der gesamte Brandschutz ausschließlich in den Händen der Häftlinge. An eine Flucht ist für sie nicht zu denken, sie würde nicht nur den eigenen Tod herbeiführen, auch das ganze Lager hätte Repressalien zu erleiden.

Eine große Bewährungsprobe hat die Lagerfeuerwehr beim Luftangriff auf die gesamte Einrichtung am 24. August 1944 zu bestehen; überall sind Brände zu löschen. Dabei hat sie drei Tote, zehn Schwer- sowie einige Leichtverletzte zu beklagen. Eine wichtige Rolle nimmt das Arbeitskommando Feuerwehr auch für die illegale Lagerorganisation ein, die die Selbstbefreiung des Lagers am 11. April 1945 mit organisiert.

Zeitenwende?

Ab August 1945 führt der sowjetische Sicherheitsdienst das K.L. Buchenwald unter verändertem politischen Vorzeichen weiter. Auch eine Häftlingsfeuerwehr wird wieder benötigt, die bis zur endgültigen Auflösung des Lagers im Frühjahr 1950 ihren Dienst versieht.

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