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Feuerwehrmuseen

in Deutschland

60 Jahre Ende Zweiter Weltkrieg

Zeitenwende 1

"Die so entstandenen Lücken füllen nun Hitler-Jungen mit Begeisterung" - HJ-Feuerwehren im Kriegseinsatz

HJ-Feuerwehr im Einsatz

Dies behauptet 1941 die NS-Propagandabroschüre "Hitler-Jugend im Feuerschutz". Als immer mehr Feuerwehrleute an die Front müssen, schreckt das verbrecherische NS-Regime nicht davor zurück, selbst die eigene Jugend für seinen Angriffskrieg zu opfern. Viele der damals jugendlichen Brandschützer finden später den Weg zu den Freiwilligen, Berufs- oder Werkfeuerwehren, so beispielsweise der 1928 geborene

Karl Seegerer
"Am 20. April 1942 bin ich mit dem Übertritt zur Hitler-Jugend in die Freiwillige Feuerwehr meiner Heimatstadt Amberg eingetreten, [...].Zwischen April 1942 und April 1945 war ich an allen Auswärts-Einsätzen der Fern-(FE-)Bereitschaft Vils aktiv beteiligt, speziell auch nach Luftangriffen auf die Nachbarstädte Nürnberg und Regensburg. Gravierendstes Ereignis in diesen Jahren war am 9. April 1945 ein Fliegerangriff [...]. Von der 12-köpfigen Besatzung eines LF 15, mit dem ich in das Einsatzgebiet ausgerückt war, überlebten den Bombenabwurf einer dritten Angriffswelle nur fünf: Zwei von ihnen mit Splitterverletzungen, ich bis über den Kopf verschüttet, die beiden anderen unverletzt. Unser Fahrzeug wurde hochgeschleudert, um 180 Grad gedreht und auf dem Dach liegend zerdrückt. Die beiden unverletzten Kameraden erkennen im Erdreich einen Stahlhelm, graben mit bloßen Händen nach und können mir gerade noch rechtzeitig Luft verschaffen. [...] Wiederholten Tieffliegerangriffen fällt am 11. April auch eine Frauenhelferin der Freiwilligen Feuerwehr Amberg zum Opfer. Die 17-Jährige wird auf dem Fahrrad durch Bordwaffen-Geschosse tödlich verletzt."

Karl Seegerer studiert nach dem Krieg Elektrotechnik; und wird seine Feuerwehrlaufbahn als Oberbranddirektor der bayerischen Landeshauptstadt München beschließen.

Paul Savoir

Jahrgang 1927, ist ein "echtes Feuerwehrkind"; sein Großvater hat 1897 die örtliche Feuerwehr aus einem Kriegerverein heraus gegründet, sein Vater übt in den 1930er Jahren das Amt des Wehrführers aus.

"1941 kam ein neuer Ortsgruppenleiter, der die Ablösung meines Vaters vorantrieb. Mein Vater war kein PG, sprich Parteigenosse. Ich selbst wurde zur Gründung einer HJ-Feuerwehr dienstverpflichtet. 1942 wurden die HJ-Feuerwehren zu Fern-, abgekürzt FE-Bereitschaften zusammengestellt. 1942 mußten wir nach Luftangriffen u. a. für zwei Tage nach Aachen, 1943 ging es dann nach Köln. Auf der Anfahrt kamen wir an einer kleinen brennenden Schuhfabrik vorbei. Der Eigentümer winkte uns aufgeregt vom Straßenrand aus zu und bat uns sofort zu löschen – zum Dank würde jeder ein paar Schuhe erhalten. Unser Gruppenführer – er war eben von etwas zögerlicher Natur – verwies auf den Einsatzbefehl und ließ uns weiterfahren. Am Abend trafen wir auf eine Gruppe aus dem Nachbarort, alle mit neuem Schuhwerk ausgerüstet [...]."

Savoir kehrt 1947 aus Kriegsgefangenschaft zurück und hat sich geschworen, nie mehr im Leben eine Uniform anzuziehen. Doch es kam anders: "14 Tage später hatte ich wieder eine, wenn auch behelfsmäßige Feuerwehruniform." 1962 wird er Bereitschaftsführer, 1968 Stadtbrandmeister und 1973 Kreisbrandmeister des KFV Heinsberg. Savoir verstirbt im April 2004. Sohn und Enkel sind selbstredend auch in der Feuerwehr aktiv.

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