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Feuerwehrmuseen

in Deutschland

1949-1990 Geteiltes Volk!

Zeitenwende 2

Kulturgut oder Altmetall? - Historische Technik in Zeiten kollektiver Verdrängung

1949: In den drei westlichen Besatzungszonen wird die Bundesrepublik Deutschland (BRD) als Demokratischer Staat auf föderalistischer Basis gegründet. Wenig später wird in der sowjetischen Besatzungszone die Deutsche Demokratische Republik (DDR) als kommunistisch-sozialistische Alternative ins Leben gerufen. Die ersten Nachkriegsjahre sind bis dahin im besiegten Deutschland von bitterster Not geprägt. Hunderttausende befinden sich fern der Heimat in Kriegsgefangenschaft oder gelten als vermisst.

Die verbrecherische NS-Diktatur hat ihre Menschen verachtende Gewaltherrschaft bis zu ihrem Zusammenbruch aus der Geschichte heraus zu legitimieren versucht. Verständlich, dass die meisten Überlebenden unabhängig von ihrer einstigen Einstellung nicht mehr zurück sondern nur noch nach vorne schauen wollen. Die Notwendigkeit einer musealen Erhaltung ausgedienter Technik wird deshalb von den Wenigsten als eine ernst zu nehmende Aufgabe erkannt.

Das Kurtz-Hydrophor in zeitgenössischer Darstellung, dass der Verschrottung anheim gefallen ist
Nur ein Beispiel von vielen

Heinrich Öchsle, Jahrgang 1936, tritt 1959 der FF Ludwigsburg, Abteilung Hoheneck bei. Diese ist stolzer Besitzer eines nagelneuen LF 8 auf einem chromblitzenden Opel "Weich-Blitz". Der gelernte Feinmechaniker hat sowohl seit seiner Jugend als auch von Berufs wegen ein Interesse für historische Technik entwickelt. Er erinnert sich:

"Die Gemeinde Hoheneck ist 1926 mit ihren damals etwa 1.500 Einwohnern nach Ludwigsburg eingemeindet worden. Im Zuge der Eingemeindung hat der nunmehrige Ortsteil sein erstes eigenes Feuerwehrgerätehaus erhalten. Es ist nur 200 m von meinem Elternhaus entfernt errichtet worden.
Die Tore sind nur vergittert und dienen uns Kindern als Fußballtore. Durch die Gitterstäbe hindurch können wir auch den großen Hydrophor bestaunen, der allerdings nicht mehr in die Übungen der Feuerwehr mit einbezogen wird. Natürlich verfolgen wir von einer nahe gelegenen Stange, die uns als Sitzplatz dient, diese Übungen als willkommene Abwechslung.
Aus Erzählungen weiß ich, dass dieser 1859 für 824 Gulden (!) beschaffte Hydrophor des Stuttgarter Herstellers Heinrich Kurtz vor der Errichtung des Gerätehauses im Erdgeschoss der alten Schule neben der Weinkelter untergestellt gewesen ist. Bis zur Anschaffung des ersten Tragkraftspritzenanhängers (TSA) in den 1930er Jahren hat er das Rückgrat unserer Wehr dargestellt.
Nach meinem Eintritt bei der Feuerwehr durchstöbere ich diverse Stellräume unserer Wehr nach historischer Feuerwehrtechnik und stoße in einem Dachboden sogar noch auf die Vorgängerin des großen Hydrophors, eine kleine einzylindrige Spritze aus dem Jahr 1807, die heute im Feuerwehrmuseum Stuttgart ausgestellt ist.
Den Hydrophor selbst kann ich leider nicht mehr ausfindig machen. Sein trauriges Ende ist schnell erzählt. Man hat ihn zerlegt, das Holz verbrannt und das Metall an den Schrotthändler Friedrich H., Mitglied der FF Ludwigsburg, Abteilung Innenstadt, verkauft. Der Erlös ist dann bei einem Ausflug im so genannten Forsthof, einer Bauernwirtschaft der Gemeinde Steinheim a. d. Murr 'umgesetzt' worden."

Wie dem Hohenecker Hydrophor ergeht es in den Wirtschaftswunderjahren der BRD und den an Rohstoffen knappen Jahren der sozialistischen Mangelwirtschaft der DDR vielen Geräten, denen ihre einstigen Besitzer heute nachtrauern.

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