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Feuerwehrmuseen

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Zeitenwende 2

"Nur die Wende hat mich davor gerettet" - Eine deutsche Nachlese

Seit Mitte der 1970er Jahre gelingt es dem damaligen Präsidenten des DFV, Albert Bürger, im Rahmen von Kongressen des "Weltfeuerwehrverbandes" CTIF persönliche Kontakte mit Vertretern der Feuerwehren der DDR anzuknüpfen. Zu den Internationalen Feuerwehrwettkämpfen 1981 in Böblingen darf erstmals auch eine Mannschaft der DDR anreisen.

Die beiden befreundeten deutschen 'Feuerwehrgeneräle' Struve (West) und Pohl (Ost) bei einem Treffen

Am 25. August 1981 folgt Hinrich Struve Albert Bürger im Amt des Präsidenten. Die Vertiefung der Beziehungen zwischen den Feuerwehren beider Deutscher Teilstaaten liegt auch ihm besonders am Herzen. Im September 1988 kann er mit einer Delegation des DFV der DDR einen ersten offiziellen Besuch abstatten. Der Vorsitzende des Nationalen Komitees der Feuerwehren der DDR, Generalmajor Herbert Pohl, erwartet die Kameraden aus dem Westen persönlich am Grenzübergang Marienborn.

Im Mai 1989 ermöglicht Pohl auf unbürokratische Weise kurzfristig einen Empfang für 250 Teilnehmer einer Ostseekreuzfahrt von Feuerwehrleuten in Rostock. Bei der Staatssicherheit wird er dafür wie ein "dummer Schuljunge" gemaßregelt und muss die "Erkenntnis seines Fehlverhaltens" auf demütigende Weise schriftlich bestätigen. Hiervon berichtete Pohl seinem Freund Struve in einem Brief vom 20. Mai 1997:

"Lieber Hinrich,
[...] Die Zeit hat es mitgebracht, daß man realistischer über das Vergangene redet und die Oberen hier und da zugeben, daß auch Fehler gemacht wurden. Aber das hilft meiner Familie und mir auch nichts mehr. Wir haben die schlimmen Jahre, wo sich auch diejenigen aus den alten Bundesländern zurückgezogen haben, die zu Zeiten der DDR nicht genug mit mir zusammen sein konnten und Auszeichnungen dankend entgegen genommen haben, überstanden. Offensichtlich möchten solche Leute wie [...] diese Zeit nicht mehr wahrhaben und sie verdrängen.
Peinlich zu sein schien es damals keinem, mit mir zusammen zu sein – im Gegenteil. Heute so zu tun, als sei dies mit einer verwerflichen Preisgabe verbunden gewesen, ist scheinheilig [...]
Albert Bürger sagte mir bereits 1981 nach der Auszeichnung in Böblingen unter vier Augen 'Machen Sie so weiter Kamerad Pohl, wir verstehen uns und bleiben Sie in der DDR.' [...]
In dieser Zeit stand ich schon in großer Kritik bei meinen Vorgesetzten. Ursache war die zu große Verbundenheit und Freundschaft zu Euch, [...]
Ich war keiner, der in Moskau ausgebildet wurde und sah für diese Leute zu sehr nach dem Westen. Obwohl ich nicht durfte, habe ich Dich und Deine Feuerwehrleute in Rostock empfangen lassen. [...]
Unvergessen für mich wird Dein Besuch mit Deiner Delegation 1988 bleiben, der mir bald zum Verhängnis geworden wäre. Du wirst heute wissen, daß es bei Besuchen aus der BRD keine so freundschaftlichen Beziehungen wie bei uns gab. [...]
Meine Einsicht in die Stasi-Akte am 6.10.96 öffnete mir die Augen. Meine Familie und mich haben insg. 18 IM [Abk. für Informeller Mitarbeiter] bespitzelt, die heute Arbeit haben, wo Bilder der Würdigung im Feuerwehrmuseum [...] hängen. Diese Unterlagen, die jetzt auch in meiner Hand sind, dokumentieren, daß die Stasi [Ministerium für Staatssicherheit] Material über mich hatte, welches ausreichte, um mich wegen unserer Verbindungen und das, was ich für den DFV getan habe, festzusetzen.
Nur die Wende hat mich davor gerettet. [...]
Es grüßt Dich Herbert"
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