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Feuerwehrmuseen

in Deutschland

1949-1990 Geteiltes Volk!

Zeitenwende 2

"Was schenken wir nach dem Westen?" - Feuerwehren als Brückenbauer

1989: Die Montagsdemonstrationen leiten in der DDR eine politische Wende ein, die als die Friedliche Revolution in die deutsche Geschichte eingehen soll. Am 9. November wird für die Meisten vollkommen überraschend die innerdeutsche Grenze geöffnet.

Willy Brandt, unter dessen Sozial-Liberaler Koalition ab 1970 die entscheidenden Weichen zu einer Entspannungspolitik zwischen beiden deutschen Teilstaaten gestellt worden sind, konstatiert sichtlich bewegt: "Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört."

Feuerwehrleute sind Menschen der Tat. Im Dezember 1989 beschliessen die Kameraden der sächsichen FF Weickersdorf (Kreis Bischofswerda), "Verbindung zu einer Freiwilligen Feuerwehr von 'drüben' aufzunehmen." Einer der Kameraden lernt eher zufällig Georg Kühn, den Kreisbrandinspektor des Landkreises Marburg-Biedenkopf kennen. Und der sorgt für eine offizielle Einladung zum 100-jährigen Bestehen der Feuerwehr Lohra-Kirchvers im August 1990.

Die Begrüßung der fünf Kameraden aus dem Osten ist herzlich und die Sympathie gegenseitig. Die Lokalpresse zitiert sie ein Jahr später: "Daß wir sofort einen heißen Draht nach Kirchvers gefunden hatten, zeigte eine Fülle von Besuchen danach. Wir beschlossen, die Kameradinnen und Kameraden der FF Kirchvers nach Weickersdorf einzuladen."

Gemischte Gefühle

Im Juni 1991 zum Tag der offenen Tür ist es soweit, und die Presse notiert:"Der Kontakt war wiederum sofort hergestellt. Später erzählten uns die Kirchverser, von denen viele zum ersten Male in der ehemaligen DDR waren, daß sie noch mit gemischten Gefühlen hierher gekommen waren, aber der Empfang sie völlig überwältigte." Der gesellige Abend in der Agrargenossenschaft bei Musik und Tanz sowie der gemeinsame Frühschoppen am nächsten Morgen mit Badewannenrennen festigen die Freundschaft. Beim Abschied ergeht eine Einladung zum Gegenbesuch im September. Die Weickersdorfer fragen sich:"Was schenken wir dem Westen? Noch an der Weickersdorfer Tischtennisplatte bei der letzten Flasche 'Weissen' kam uns die Idee: Wir bauen ihnen einen Trabant als Feuerwehrauto auf."

Das Geschenk von 'drüben' rollt direkt ins Festzelt
Gesagt, Getan

Schnell findet sich ein himmelblauer Trabant P 601, der 1971 in den Sachsenring-Werken Zwickau vom Band gelaufen ist. Die Weickersdorfer stecken unzählige Stunden ihrer Freizeit in die Verwirklichung ihrer Idee. Heraus kommt ein von Grund auf erneuertes Schmuckstück, das bei Nacht und Nebel heimlich den Weg nach Westen antritt, denn es soll ja eine Überraschung werden! Nach der offiziellen Begrüßung rollt dort der Trabi mit Blaulicht und Martinhorn ins Festzelt! "Diesen Aufschrei werden wir wohl nie vergessen!" Der Landrat stimmt gar der Aufnahme des Trabi in den Fuhrpark der FF Kirchvers mit offiziellem Behördenkennzeichen zu! Dort wird er bis zu seiner Übergabe an das Deutsche Feuerwehr-Museum in Fulda im September 2001 in Dienst stehen!

Nun ist natürlich der Ehrgeiz der Kirchverser Kameraden entfacht. Und die überholen ihr 21 Jahre altes TSF in über 200 Stunden Eigenleistung. Dessen Weg führt 1993 als Gegengeschenk zu den Kameraden nach Weickersdorf.

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